Buchbesprechung: Das Kuscheltierdrama

Das Kuscheltierdrama: Ein Tierpathologe über das stille Leiden der Haustiere. Unserer Meinung nach ist dieses Buch aktueller denn je. Während der Coronazeit hat die Haltung von Hunden insgesamt zugenommen.

Aber nicht nur die Haltung von Hunden hat zugenommen, sondern auch die von sogenannter brachycephaler Hunderassen wie z. B. die Französische Bulldogge, die an Platz 3 der Beliebtheitsskala der Deutschen steht.  Dies sind Hunde mit extrem kurzer Nase, hoher Stirn und frontal vorstehenden Augen: ein Kindchenschema, eine Vermenschlichung der Hundephysiognomie gekoppelt mit teils massivster Atemnot. Ein Atemgeräusch – wie stark auch immer  – sollte nicht als normal empfunden werden!

Der Autor Prof. Dr. Achim Gruber ist Leiter der Tierpathologie der Universität Berlin. Er stellt § 1 und §2 des Tierschutzgesetzes an den Anfang seines Buches und gibt dem Leser damit seine Marschrichtung vor.

Zum einen besteht das Buch aus kürze­ren oder längeren Histörchen, die der Autor nicht nur als Pathologe kompe­tent darstellt, sondern den Leser – egal ob Tierarzt oder nicht – mit sehr viel Geschick und Einfühlungsvermögen in seinen Bann schlägt. Wer mit dem Buch einmal angefangen hat, wird es vermut­lich nicht zur Seite legen, bevor er es zu Ende gelesen hat – James Harriot aus der Sektionshalle, der hier ganz neben­bei eine große Reputation für sein Fachgebiet schafft.

Die andere Facette des Buches ist sehr viel tiefgründiger. Prof. Gruber gelingt es aus seiner Sicht – und er als Patholo­ge steht am Ende der Erkenntniskette – den Finger in die Wunden zu legen. Die Wunden, die wir Tierhalter, meistens unbewusst, in das Verhältnis zu unseren Tieren, mit denen wir ja eigentlich „ku­scheln“ wollen, schlagen. Gruber macht dies nicht mit der fundamentalistischen Keule, sondern sehr viel subtiler, nach­denklicher und nachhaltiger, nahezu gleichnisartig. Das „Mortui vivos do­cent“ betrifft hier nicht nur die patholo­gischen Zusammenhänge, sondern vor allem die ethischen.

Prof. Gruber benutzt klare Worte, die nicht nur uns “Tierärzte und Tierhaltern, sondern auch politischen Entschei­dungsträgern zu denken geben sollten. Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz ist vollkommen sinnlos, solange er nicht gelebt und politisch umgesetzt wird.“

Ein wunderbares Buch, Pflichtlektüre für jeden Tierliebhaber, absolut empfehlenswert.